Carola Kissel

Oh my SNP! Wie Gene deine Fruchtbarkeit beeinflussen

SNPs als Schlüssel zum Kinderwunsch

Du hast vielleicht schon mal von der ominösen MTHFR Mutation gehört oder dass Gene möglicherweise die Finger im Spiel haben, wenn es um deinen Wunsch ein glückliches Baby auf die Welt zu bringen, geht? Du hast aber nicht wirklich verstanden, was es wirklich damit auf sich hat? Dann bist du genau richtig hier ….

Ein unerfüllter Kinderwunsch ist oft ein sehr komplexer Sachverhalt und wird unter anderem von Umwelt-, Ernährungs-, Lifestyle und genetischen Faktoren beeinflusst. Forscher schätzen, dass bei fast 50 % (!) der Unfruchtbarkeiten, genetische Veränderungen die Finger im Spiel haben. Die Zahl ist womöglich noch viel höher, wenn bei dir eine sogenannten idiopathische Unfruchtbarkeit festgestellt wurde (auf deutsch: keiner kann dir sagen, warum es nicht klappt…)

Wahrscheinlich gehörst du zu denen, die alles “richtig” macht. Du ernährst dich gesund, bewegst dich regelmäßig, schläfst ausreichend und hast dein Stresslevel im Griff, aber trotzdem hast du Probleme schwanger zu werden oder hast wiederholt Fehlgeburten? Oder du kannst du trotz Therapie, deine PCOS oder Endometriose nicht in den Griff bekommen? Dann könnte ein Blick in deine Gene (SNPs) dir vielleicht Klarheit verschaffen, in welchen Bereichen dein Körper vermehrt Unterstützung braucht, um deinen Organismus bereit für ein neues Leben zu machen. Siehe es als einen weiteren Stein an, der umgedreht werden kann (und sollte), um deine Fruchtbarkeit zu verbessern.

Eine kurze Einführung in die Genetik

Wir sollten an dieser Stelle vielleicht mit einer kurzen Einführung darüber beginnen, was Gene sind und wie sie deine Gesundheit beeinflussen.
Die meisten Menschen denken bei Genen an statische und unveränderliche Anweisungen, die bestimmen, wie wir aussehen und ob wir im Laufe unseres Lebens bestimmte Krankheiten entwickeln. In Wirklichkeit sind unsere Gene viel komplexer als das. Gene bestehen aus DNA-Abschnitten und enthalten die Anweisungen, die zur Herstellung von Proteinen im Körper benötigt werden. Diese Proteine sind für die ordnungsgemäße Funktion all unserer Zellen und biologischen Prozesse verantwortlich und prägen auch die individuellen Eigenschaften eines jeden Menschen. Das sind die Fakten, die du eventuell noch aus dem Biounterricht weißt….

Und jetzt wird es spannend: Obwohl sich die Abfolge der DNA in deinen Genen nicht ändert, kann das Ablesen der Gene (die sogenannte Expression) durch äußere Einflüsse stark beeinflusst werden. Das bedeutet, dass deine Ernährung, dein Lebensstil und Umwelteinflüsse bestimmen, wie gut dein Körper in der Lage ist, deinen genetischen Code zu nutzen, um die verschiedenen Proteine herzustellen, die er braucht, um richtig zu funktionieren und sich ohne Probleme zu fortzupflanzen.

Und was bitte ist ein Single-Nukleoide-Polymorphism (SNP)?

Jeder Mensch trägt mehr als 20.000 Gene in sich und es sind mehr als 10 Millionen SNPs bekannt. Und tatsächlich werden durchschnittlich ca. 1% deiner Gene so einen SNP aufweisen. Ist das nun gut oder schlecht?
Das kommt tatsächlich darauf an! Denn es ist super wichtig zu verstehen, dass es immer 2 Seiten der Medaille gibt: Viele der SNPs haben nicht nur negative Auswirkungen, sondern auch positive! Aber noch viel wichtiger ist, dass du, wenn du über deine Schwachstellen bescheid weißt, von nun an aktiv dazu beitragen kannst, dass deine „Prozesse“ rund laufen. 

Was ist aber nun ein SNP? Die DNA-Stränge, aus denen deine Gene bestehen, sind aus den sogenannten Basen aufgebaut, die Nukleotide genannt werden. Ein Einzelnukleotid-Polymorphismus bzw. Eine Punktmutation, abgekürzt SNP (ausgesprochen „snip“), ist eine Art von vererbter genetischer Veränderung, die auftritt, wenn ein Nukleotidpaar in einem DNA-Strang durch ein anderes ersetzt wird.
Dieser Austausch des Basenpaares führt dazu, dass beim Ablesen der DNA ein teilweise fehlerhaftes Endprodukt entsteht. Das Endprodukt ist fast immer ein Enzym und somit verändern SNPs die Geschwindigkeit und Effektivität eines Enzyms. Das wiederum kann einen großen Impact auf alle anderen biochemischen Prozesse im Körper haben.

ZB. Wird durch Trigger (Umwelteinflüsse/Lebensstil) wie Schlafmangel, Entzündungen, Stress, Giftstoffe, Nährstoffunterversorgung der Bedarf an bestimmten Schüsselenzymen erhöht. Wenn in diesen Genen, die diese Enzyme codieren, nun aber SNPs vorliegen (also das Endprodukt Enzym zu langsam arbeitet), kann der Bedarf nicht gedeckt werden und es entstehen gesundheitliche Probleme inklusive Fruchtbarkeitsprobleme.

Im Klartext: deine metabolischen Prozesse & deine Chancen ein gesundes Kind auszutragen werden in diesem Kontext von zwei Dingen beeinflusst: 1) erhöhter Bedarf durch schlechten Lebensstil und Ernährung und 2) Enzyme die nicht optimal arbeiten durch vorhandene SNPs!

SNPs mit direktem Einfluss auf Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und zukünftige Gesundheit deines Babys

Es gibt zahlreiche genetische SNPs, die laut Studienlage ganz direkt deine Fruchtbarkeit und Schwangerschaft beeinflussen können. Dazu gehören SNPs, die wichtig für den Folsäurezykus sind wie zB. MTHFR, MTRR, MTHFD1, aber auch solche, die für den Vitamin D Metabolismus (VDR) und Melatonin-Metabolismus verantwortlich sind. Auch der COMT SNP zeigt deutliche Zusammenhänge zur hormonellen Balance und kann für deine Zyklusgesundheit entscheidend sein.
Dieser Artikel ist nur dazu gedacht, dir die Grundlagen der SNPs, Genetik und Kinderwunsch deutlich zu machen. Darum möchte ich an dieser Stelle nicht genauer auf die einzelnen SNPs eingehen. Wenn du allerdings mehr über die einzelnen SNPs erfahren möchtest, dann schau in diesen  Artikel rein xxx oder mache gleich einen SNP Test (GrowBaby) und erfahre wie es um deine Gene steht.

Ohne ganz spezifisch in die einzelnen Kinderwunsch – SNPs einzusteigen, möchte ich noch mal deutlich machen, dass auch andere SNPs, die deine Gesundheit erheblich beeinflussen, auch einen Effekt auf deine Fruchtbarkeit haben können.
Dazu bedenke außerdem, dass auch ganz “saubere” Genen ein Problem darstellen können, wenn sie zu vielen Triggern wie Stress, Bewegungsmangel, Giftstoffe etc. ausgesetzt werden und somit einen höheren Bedarf an Nährstoffen haben die ggf nicht geliefert werden.


Für meine Pro-Tips wie du deinen Gene (bzw. Enzyme) gleich heute auf ein solides Fundament stellen kannst, schau dir am besten gleich den Rest des Artikels an…. 

“ Obwohl wir uns hier auf der kleinsten Zellebene – deinen Genen- befinden, ist es essentiell deinen Körper und alle Stoffwechselwege als großes Ganzes zu betrachten und nicht nur einen SNP losgelöst von allem anderen ! “

5 Tips wie du deine Gene ab morgen unterstützen kannst

Food as Medicine für deine Fruchtbarkeit

SNPs und Genetik sind doch eine super individuelle Sache, oder? Ja klar, aber trotzdem gibt es dennoch ein paar generelle Tipps, die du beachten kannst, damit deine Gene den Basis-Support bekommen und weniger hart arbeiten müssen – also optimale Arbeitsbedingungen haben und so deinem Kinderwunsch nicht im Wege stehen. 

Punkt 1: Food as Medicine!

Nicht umsonst gibt es im Internet eine ganze Reihe an Beiträgen zu Fruchtbarkeist-Diäten. By the way: Auch ich bin gerade dabei einen Artikel darüber zu schreiben, was dir in dieser Phase helfen wird und von, was du lieber die Finger lassen solltest.

Eines ist sicher: Es ist nie zu früh, Nahrung als die kraftvollste Medizin überhaupt zu nutzen. Nur leider realisieren die meisten Frauen erst sehr spät, was für ein machtvolles Tool die Ernährung ist. Eigentlich verwunderlich, wenn du dir die Frage stellst, woraus denn überhaupt neue Zellen & ein neues Leben entstehen sollen? Denn dafür braucht dein Körper extrem viele “Baumaterialien”. Diese kommen bestimmt nicht von Currywurst mit Pommes….
Außerdem enthalten „echte“ Lebensmittel viele der sogenannten „Methylgruppen“ die unheimlich wichtig für deine biochemischen Prozesse & das reibungslose Ablesen deiner DNA sind. 

Statt dessen:

  • Ernähre dich vorwiegend von echten Lebensmitteln (siehe auch Punkt 3)
  • Packe viele farbenfrohe Lebensmittel auf deinen Teller, da diese viele Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe haben (Beeren, Auberginen, dunkelgrünes Gemüse, Tomaten, Paprika, Karotten etc.).
  • Das Tellerprinzip: ½ deines Tellers sollte voller stärke-armen Gemüse sein, ¼ Protein und der Rest gesunde Fette und Kohlenhydrate
  • Setze neben viel Gemüse, deinen Fokus auf Proteine (tierisch und pflanzlich) und gesunde Fette (Avocado, Olivenöl/Oliven, Nüsse und Samen)
  • iss Kohlenhydrate nur als Beilage! Aber beachte, dass viele Frauen einen gewissen Prozentsatz an Kohlenhydraten benötigen, d.h. Strikt Keto/Paleo ist in dieser Phase nicht immer das Beste.

Punkt 2: Aktivierte Folsäure statt Folat/Folsäure

Auf die richtige Folsäure kommt es an

Achte darauf, dass du ein Pränatalpräparat nimmst dass eine aktivierte Folsäure enthält wie zB. Methyl-Folat, 5-MTHF, Metafolin ® oder Quatrefolic®. Dieses ist insbesondere wichtig wenn du einen MTHFR & MTHFD1 SNP hast. Denn nur diese Formen der aktivierten Folsäure können in vielen Fällen vom Körper richtig genutzt werden.
Ich bin ja so erleichtert, dass so langsam aber sicher auch die deutschen Hersteller der Pränatalvitamine erkannt haben wie essentiell die aktivierte Folsäure ist, und von der billigen, synthetischen Folsäure auf diese effektiven Formen umgestellt haben. 

Ein hochwertiges Präparat zahlt sich in jedem Fall aus- gerade wenn du nicht weißt ob du einen SNP trägst der dir die Umwandlung von Folat in die aktive Form erschwert.

Punkt 3: Vermeide verarbeitete Lebensmittel

vermeide verarbeitet Lebensmittel wenn du schwanger werden möchtest

…vom Weißbrot bis hin zu deinem vermeintlich gesunden Proteinriegel.
Setzte stattdessen auf Lebensmittel, die nicht oder nur ganz gering verarbeitet sind, eine gute Qualität haben (statt Quantität) und vornehmlich biologisch zertifiziert angebaut werden. Giftstoffe sind ein Riesenfaktor, wenn es um die Verbesserung deiner metabolischen Prozesse und die jeweiligen SNPs geht. Die Vermeidung eben dieser ist eine der besten Strategien.
Wenn du ab und an zu verarbeitet Lebensmitteln greifen musst, schau dir genau die Zutatenliste an: je weniger Inhaltsstoffe, desto besser. Wenn zu viele Zutaten aufgeführt sind, unter anderem welche, die kaum auszusprechen sind, solltest du lieber die Finger davon lassen.

Punkt 4: Priorisiere Schlaf

Gesunder Schlaf als Zauberformel für KiWu

Auch wenn es langweilig ist, möchte ich dir die Schlaf-Priorisierung sehr ans Herz legen. Ich weiß durch die Arbeit mit meinen Kundinnen, dass Schlaf für die Gesundheit und die Fruchtbarkeit fast immer unterschätzt wird. Egal ob du genetische Probleme bezüglich deines Schlafhormons Melatonin hast oder nicht: Viele aktuelle Studien weisen darauf hin, dass der zirkadiane Rhythmus und der Schlaf für die Fortpflanzung super wichtig sind (sowohl Tier- als auch Humanstudien). Eine Studie aus dem Jahr 2018 ergab, dass Schlafstörungen (die nicht mit Schlafapnoe zusammenhängen!) das Risiko für Unfruchtbarkeit um das 3- bis 5-fache erhöhen. Krass, oder?

Punkt 5: Bewege dich – just the right amount

Bewegung und Fruchtbarkeit

Weder Couch-potatoes noch Hochleistungssport ist für deinen Körper (bzw Gene) ideal! Wie immer, ist das Mittelmaß besonders gut. Dabei solltest du auf häufigere, kürzere Einheiten setzen, als 1-2 mal die Woche so richtig reinzuhauen. Z.B. sind 20-30 Minuten Yoga an allen 5 Werktagen besser als die 90-Minuten-Klasse am Wochenende.
Wenn Kinderwunsch dein Ziel ist, versuche mehr Fokus auf Kraftübungen zu legen als auf Kardio. Dabei reicht dein eigenes Körpergewicht vollkommen aus. Ideal ist beispielsweise Pilates, Yoga oder HIIT. Mittlerweile gibt es so viele Apps und Youtube-Videos, dass du dir den Gang ins Fitnesstudio beinahe ersparen kannst. 

Das, kombiniert mit viel Bewegung im Alltag (Treppe statt Aufzug, Fahrrad statt Auto etc.) + Abends oder am Wochenende ein langer Spaziergang, ist für dich in dieser Phase optimal. 

Diese Strategie ist viel mehr “aufbauend” und nicht so sehr “zehrend” wie lange Kardioeinheiten.
ABER das Wichtigste ist: es muss dir Spaß machen, denn nur so bleibst du dran!

Möchtest du, nachdem du jetzt meinen Artikel gelesen hast, die Geheimnisse deiner Gene entschlüsseln und herausfinden, wie sie dir helfen können, deine  Kinderwunsch-Träume zu erreichen? Dann kann ich dir nur raten, mit einem erfahrenen Therapeuten (ich zum Beispiel) auf diesem Gebiet zusammenzuarbeiten, um deine Ziele zu erreichen. Dies ist besonders wichtig, wenn du in die Kategorie der idiopathischen Unfruchtbarkeit fällst oder wenn du deine Gesamtgesundheit und Fruchtbarkeit verbessern möchtest.

Denke daran, SNPs sollten niemals isoliert betrachtet werden. Zusammen schauen wir uns deine einzigartige Situation, Symptome, Laborergebnisse und Geschichte an um ein besseres Verständnis für deinen Lage zu bekommen. Dies wird dir helfen, die Ergebnisse eines genetischen Tests korrekt zu interpretieren und in einen Kontext zu setzen.

Außerdem helfe ich dir diese neuen Informationen zu verstehen und deine Ernährung, Ergänzungen und Lebensweise an deine einzigartige genetische Konstitution anzupassen. Mit der richtigen Einstellung und Anleitung kannst du deine Gesundheit optimieren und dein volles (Fruchtbarkeits-)Potential endlich entfalten.

Hast Du Fragen zu deinen Genen oder zum GrowBaby Test? Dann schreib mir gerne eine Mail an mail@carolakissel.com oder buch dir gleich ein kostenloses Kennenlernen über diesen Link. 

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